Hertha Fan umrundet Berlin – 137km für eine Blau-Weiße Hauptstadt

Dirk Johl wandert vor dem Pokal-Derby Hertha gegen Union in 5 Tagen ganze 137km rund um Berlin

Kurz vor dem heutigen DFB Pokal-Derby im Achtelfinale (Anstoß heute 20:45 Uhr) zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Union Berlin machte sich ein Herthaner auf einen ganz besonderen Weg. In 5 Tagen lief er satte 137km um ganz Berlin und wollte damit ein ganz besonderes Statement setzen. Dass Fußballfans oft und gern verrückt sind, ist keine Seltenheit. Was Dirk Johl aus Potsdam hier vollbrachte ist weitaus mehr als verrückt, es ist genial! Dieses Berlin-Derby gab es im DFB Pokal noch nie zuvor und war letztendlich das I-Tüpfelchen, um noch mal ganz intensiv zu zeigen, dass Berlin Blau-Weiß ist.

Im Gepäck des 52-Jährigen befanden sich neben einigen alltäglichen Dingen das wunderschöne Trikot „Hertha Kneipe“ und eine Fahne, die sich von Anfang an als treue Begleiter beweisen sollten. Der leidenschaftliche Hertha-Fan startete in Potsdam und lief in 5 Tagen ein mal komplett um Berlin herum und erreichte nach 137km seinen Startpunkt. Bei Wind und Wetter glaubte Dirk Johl an seinen ganz besonderen Ausflug für seine Hertha und wollte mit dieser Aktion zeigen, dass auch Hertha BSC überragende Fans hat, die man nicht übersehen kann.

35 Stunden auf den Füßen

Warum macht man das? Dirk Johl zeigt: Berlin ist Blau-Weiß“

„Union hat in den vergangenen Jahren gute Arbeit geleistet, aber Hertha wird immer die Nummer 1 bleiben!“

Dirk Johl

Eine wirklich schöne Aktion, die Dirk Johl für seinen Lieblingsclub aus Berlin sprichwörtlich auf die Beine stellte. Nun fragt man sich natürlich: Warum macht man das? Wieso läuft man für einen Fußballclub 137km um Berlin? Wer könnte diese Fragen besser beantworten, als Dirk Johl selbst! Wir trafen Dirk zum Interview und wollten einfach mehr über diese durchaus verrückte aber schöne Idee wissen.


Herhaner im Interview mit Vi Tva Sports

Vi Tva: Hallo Dirk, wir haben von deiner 137km langen Reise gehört, die du am vergangenen Sonntag erfolgreich zu Fuß beendet hast. Hierzu herzlichen Glückwunsch und natürlich eine Portion gehörigen Respekt. Ganze 5 Tage bist du ein mal komplett um Berlin gewandert. Ausgestattet mit einem Hertha-Trikot und einer Fahne von vom Bundesligisten in Blau-Weiß. Das ist eine schöne Geschichte, um auch etwas ausführlicher darüber zu berichten. Eines deiner Ziele war es, zu zeigen dass Berlin Blau-Weiß ist und dass auch die alte Dame aus Berlin über beeindruckende Fans wie dich verfügt. Ein absolut geniales Statement so kurz vor dem heutigen Pokal-Derby Hertha BSC gegen 1. FC Union Berlin im Pokal-Achtelfinale. Da du deine Füße nun bereits etwas schonen konntest, haben wir es nun auf deinen Bauch abgesehen und wollen diesem Löcher hinein fragen!

Als allererstes interessiert uns auf jeden Fall eine ganz grundlegende Frage: Warum macht man sowas?
Dirk: Es gibt genau zwei Gründe, warum ich das gemacht habe. Der erste Grund ist, dass es dieses Pokal-Derby so noch nie gab. Ich dachte mir, dass man vor einem solchen Pokal-Derby irgendetwas Beklopptes machen müsste. Ich bin schon immer fußballverrückt und da kam mir die Idee, ein mal um Berlin zu wandern für meine Hertha. Der zweite Grund ist, dass mir die Gesundheit im letzten Jahr einen großen Streich gespielt hat. Mir wurde Krebs diagnostiziert und nach der OP und den dazugehörigen beschissenen Zeiten, wollte ich einfach mal was für mich machen. Etwas, was ich vorher noch nie gemacht habe und was für den Kopf gut ist. Das sind exakt die beiden Gründe, warum ich diese Runde gewählt habe.

Wanderung zum DFB Pokal-Derby Hertha gegen Union

Vi Tva: Du hast dir bewusst die direkte Zeit vor dem Pokal-Derby zwischen Hertha und Union ausgesucht. Was führte dich dazu, genau diesen Zeitpunkt zu wählen?
Dirk: Wie eben erwähnt, gab es dieses Pokal-Derby noch nie. Es gab ja früher mal eine Fan-Freundschaft zwischen Hertha und Union. Ich bin ja nun auch schon ein paar Tage älter und kenne da auch noch. Was Union und seine Fans aktuell machen, das sehe ich mit sehr großem Respekt und das stichelt mich als Herthaner natürlich an, eine Hertha-Geschichte zu schreiben. Eine, die mindestens genauso gut ist, wie die der Unioner. Oder sogar eine noch bessere!

Vi Tva: Wann genau war für dich klar, dass du diesen Mammut-Marsch auf dich nimmst und wieviel Zeit hast du dir für die Vorbereitung gelassen?
Dirk: Die Entscheidung hierfür ist so Mitte bis Ende Dezember gefallen, wo auch das Wetter ein bisschen absehbar war. Bei -30° oder 5 Tage Dauerregen macht eine solche Tour natürlich auch keinen Spaß. Da habe ich dann angefangen jeden zweiten Tag zu trainieren. Ich bin so 4-5 Stunden nach der Arbeit im Dunkeln gewandert und habe immer wieder gemerkt, wie toll das ist draußen in der Natur zu sein. Es gibt ja den Spruch „soweit einen die Füße tragen“ und das tat ich bereits da. Dann habe ich mir die passenden Unterkünfte rausgesucht und weitere Vorbereitungen getroffen. Wieviele Stunden ich dafür benötigte, kann ich nicht sagen, nur dass es auch schon im Vorfeld schöne Zeiten waren. Man hat sich ja auch sehr auf diese Aktion gefreut!

Schon Weihnachten und Hertha noch im Pokal!

Vi Tva: Gab es neben Trikot und Fahne auch weitere Hertha-Utensilien in deinem Gepäck?
Dirk: Ja, ein Schlafshirt aus der Pokal-Saison 2016. Hertha ist ja nun nicht so die traditionelle Pokal-Mannschaft und da gab es 2016 so ein witziges Shirt, auf dem stand „Schon Weihnachten und wir noch im Pokal!“. Das habe ich dann immer getragen, als ich mich ausruhte und geschlafen habe.

Vi Tva: Auf einem 5-tägigen Fußmarsch begegnet man einigen Menschen. Liefen dir auch blau-weiße Sympathisanten über den Weg, die mit dir ins Gespräch kamen?
Dirk: Im Tegeler Fließ habe ich ein Ehepaar getroffen, die noch ein paar Tage älter waren. So um die 70 schätze ich mal. Der Mann hat voller Begeisterung von Hertha-Zeiten an der Plumpe Steiltribüne erzählt. Helmut Faeder, der Name fiel und der Mann war so euphorisch, dass ich mir eigene Gedanken machte. Ich dachte zum Beispiel wie es wäre, wenn wir irgendwann mal ein neues Stadion bekommen, ich auf der neuen Tribüne stehe und mal ein ganz tolles Hertha-Spiel erlebe. Tja, es ist ein Traum und genau die braucht man im Leben.

Vi Tva: Welches war dein schönster Moment und welcher war der Moment, der nicht ins Konzept passte?
Dirk: Es gab zwei schönste Momente. Der erste schöne Moment war, als ich am ersten Tag das Olympiastadion erreichte. Da dachte ich „Wie krass ist das denn, jetzt bist du wirklich von Potsdam zum Olympiastadion gelaufen, wie bekloppt ist das denn?!“. Der zweite schönste Moment war, als ich am letzten Tag morgens um 7 los gewandert bin in Großziethen, am Rande von Berlin. Diese Morgenstunden bei aufgehender Sonne mitten in der Pampa waren ganz besonders, das hatte was. Das ist sicherlich einer der unvergessensten Momente, wenn ich das später mal Revue passieren lasse.

„Spandau ist der intensivste Hertha-Bezirk – hier ist alles Blau-Weiß zugetackert“

Vi Tva: Auf welcher Tagesetappe oder in welchem Bezirk hattest du das Gefühl, dass Hertha am präsentesten ist? Ganz egal, ob in Form von Stickern, Graffitis oder anderen Dingen, die eine blau-weiße Fußballliebe symbolisieren.
Dirk: Es war wirklich der Bezirk Spandau! Der war zugetackert ohne Ende. Da bin ich am Wasser langgelaufen, an einem Hafen und da waren wirklich Hertha-Aufkleber, Sticker und Graffities in rauen Mengen. In Tegel war auch sehr sehr viel und dann rüber nach Pankow. Ab da und dann weiter Richtung Köpenick wechselten die Farben natürlich von Blau-Weiß in Rot-Weiß. Und dann aber wieder über das Adlergestell über den ehemaligen Grenzstreifen der nächste Farbwechsel zurück ins Blau-Weiß.

Vi Tva: Was verbindet dich mit der alten Dame und seit wann?
Dirk: Hertha-Fan bin ich seit 1985, seit meinem 15. Lebensjahr. Als ich ganz klein war, war ich Köln-Fan. Ich dachte mir aber, nach Köln wirst du nie kommen (es war ja noch DDR), aber nach Berlin wird es mal klappen. Das war ja nicht so weit. Da ist mir dann Hertha BSC ins Auge gefallen und ich habe immer heimlich die Abendschau gekuckt, um die Spiele zu verfolgen. Seitdem bin ich eigentlich glühender Herthaner!

Vi Tva: Zu welcher Erkenntnis bist du auf dieser Reise gekommen?
Dirk: Die Erkenntnis meiner Reise ist, dass es wirklich sehr sehr schön war und dass es nicht die letzte Reise war. Eventuell wird es weitere solche Reisen geben. Nach Wolfsburg zum Beispiel sind es 140km zu Fuß, nach Leipzig sind es 140km zu Fuß… das wären so Sachen, die man sicher noch in Angriff nehmen kann. Die Haupterkenntnis ist es aber, es vom gesundheitlichen Zustand geschafft zu haben. Da bin ich sehr stolz drauf! Man sollte sich immer wieder im Leben neue Ziele setzen. Vielleicht auch weitere verrückte Geschichten im Bezug auf Fußball und Hertha zu realisieren.

Dirk Johl: Berlin ist Blau-Weiß!

Vi Tva: Zu guter letzt die wichtigste Frage: Ist Berlin Blau-Weiß?
Dirk: Ich würde mal sagen, ja! Berlin ist Blau-Weiß, Berlin war Blau-Weiß und Berlin wird immer Blau-Weiß sein! Es ist auch gut so, denn die Historie verbindet die Stadt mit dem Club. Von der Historie kann man sich allerdings nichts kaufen und man muss als Fan und Verein immer daran arbeiten. Die Rivalität in der Stadt mit zwei Bundesligisten ist für beide befruchtend. Weil man natürlich den Ansporn hat besser zu sein als der andere. Immer im friedlichen, sportlichen Vergleich und nicht irgendwie durch Anmache und unschönen Dingen. Wenn man gewinnt freut man sich und wenn man verliert, muss man das anerkennen. In dem Falle muss man der anderen Mannschaft Tribut zollen. „Heute seid ihr zwar besser gewesen, aber beim nächsten Mal werden wir uns mehr anstrengen!“. Als Herthaner sage ich aber natürlich „Berlin ist Blau Weiß!“

Vielen Dank Dirk, das hat wirklich Lust auf einen eigenen Marsch gemacht! Wir finden deine Aktion großartig und wünschen dir alles Gute für deine Gesundheit und für deine Hertha!

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