Nervenaufbreibender Heimauftakt in Jena

Science City Jena – Ehingen Urspring

Eines vorweg, wir zittern immer noch! Man war das ein Spiel. Wir sind ja wirklich gern in der Sparkassen Arena in Jena und begleiten unser Lieblingsteam im Basketball. Aber was am letzten Wochenende los war, das vergisst man so schnell nicht. Nein, nichts Schlimmes, eher ein wahnsinniges Wechselbad der Gefühle. In dem ersten Heimspiel der Saison wurden alles Besuchern gezeigt, was Basketball alles sein kann und wie sehr die Teams den Spannungsbogen überhaupt spannen können! Für uns war es definitiv das bisher spannendste Spiel des Jahres 2019 und es wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.

Im Frühling diesen Jahres interviewten wir den Profi-Basketballer Julius Wolf und seinen zu derzeit noch aktuellen Team-Kollegen Martynas Mazeika. Hier wurde die zweite Folge zum Vi Tva Hairshop #Stylegeflüster gedreht und aus Julius und dem Vi Tva Team wurden seitdem gute Freunde. Aus regelmäßigem Kontakt und dem Mitfiebern seiner weiteren Laufbahn wurden bereits geplante Projekte. Die Einladung von Julius, ihn an seinem ersten Heimspiel der Saison zu begleiten, konnten wir natürlich nicht ausschlagen. Somit hieß es direkt nach dem Fußballspiel beim FSV Zwickau, ab nach Jena!


Science City Jena gegen Ehingen Urspring

Julius Wolf
Julius Wolf #10 bei Science City Jena | Foto: Christoph Worsch Photography

Leider musste das Team von Science City Jena in der letzten Saison den Abstieg aus der easycredit Basketball Bundesliga hinnehmen. Seit dieser Saison treten sie nun in der Barmer 2. Basketball Bundesliga PRO A an. Der Kader der Basketball-Mannschaft hat sich natürlich auch dementsprechend geändert. Das Team von Science City Jena tritt nun mit einer sehr jungen Team an. Nur wenige bekannte Gesichter aus der 1. Liga sind noch zu erkennen. Einer der bekanntesten Spieler im Team ist weiterhin unser guter Julius Wolf. Dass so ein junges Team sich erst finden und aufeinander einstellen muss, spürten alle Anwesenden besonders in der ersten Halbzeit.


Starke erste Halbzeit für Ehingen und viele unnötige Lücken im Spiel von Jena

Die Eröffnung in Jena ist immer wieder grandios, wenn es für die Gäste heißt ihre Jungs von Science City Jena zu präsentieren. Auch für Nicht-Basketball-Fans ein wahrhaftes Highlight, welches man mal gesehen haben muss. Kurz nach dem Tip Off war schnell klar, wer hier das Ruder in die Hand nahm. Ein starkes Team von Ehingen Urspring brachte die Jungs aus Jena ganz schön zum Schlittern. Erschreckend doll sogar, wie sich bereits im ersten Viertel feststellte. Seitens Jena wurden viele Ballverluste fabriziert und unnötig viele Körbe gingen daneben. Auch stand kein günstiger Stern über dem Himmel der Janaer Freiwürfe und es wurde somit weitere Punkte verschenkt. Die Laune im dennoch mitfiebernden Publikum sank spürbar und bis zur Halbzeit wuchs der Abstand der inzwischen übermotivierten und ebenfalls sehr jungen Mannschaft Ehingen Urspirng immens auf 19 Punkte. Enttäuscht mussten die Fans von Science City Jena einen Halbzeitstand von 23:42 hinnehmen. Na das war’s, dachten wir uns und nahmen erst mal ein Trostbier von Köstritzer zu uns.


Überragende Leistung von Science City Jena zur zweiten Halbzeit

Science City Jena
Eine grandiose zweite Halbzeit löste den Schrecken der ersten ab! | Foto: Christoph Worsch Photography

Und was jetzt passierte war unglaublich und genau aus diesem Grunde lieben wir Basketball so sehr. Science City Jena war endlich zu Hause angekommen und bot uns Basketball, wie wir alle ihn sehen wollen. Eine kochende Halle, ein grandioser Hallensprecher und ein starkes Team aus Jena machten ein fast aussichtsloses Spiel zu zwei nervenaufreibenden Vierteln, die man nicht mehr vergessen kann. Hier kamen plötzlich die Qualitäten und vor allem die Ausdauer aus der Bundesliga-Erfahrung zum Vorschein und die Gäste aus Ehingen wurden langsam müde. Das Tempo der Hausherren stieg sichtbar. Nun war es Ehingen Urspirng, die Ballverluste verzeichnen mussten und sowohl offensiv als auch defensiv nicht mehr mithalten konnten. Kaum ein Sitz in der Hall spürte noch ein Hinterteil eines Gastes. Fast jeder stand und feuerte sein Science City Jena an! Puuh, war das heiß und wir nahmen unser Herzklopfen wahr, wie beim ersten ernsthaften Date mit der großen Liebe.

Bis zum Ende des dritten Viertels konnte Jena den Rückstand auf bis zu 10 Punkte verkürzen und nur wenige Minuten vor Abpfiff kam endlich die Wende auf dem Scoreboard. Wer hätte das gedacht?! Julius und seine Jungs haben uns einen tiefsitzenden Schrecken eingejagt und letztendlich doch gezeigt, dass ein junges, noch nicht perfekt eingespieltes Team aus Jena eine spannende Saison mit ausreichend Stärke präsentieren kann! Endstand 80:70! Glückwunsch Jena!

Top Scorer:
Julius Wolf – 23 Punkte
Dennis Nawrocki – 20 Punkte
Alex Harrera – 12 Punkte


Julius Wolf hat uns als seine Gäste in der Sparkassen Arena Jena empfangen

An dieser Stelle noch mal ein dickes Danke für die nette Einladung lieber Julius. Es ist immer wieder ein Fest, Gast in der Sparkassen Arena in Jena zu sein. Die VIP Lounge ist mehr als üppig und das Buffet einfach nur delikat. Das Schlemmen und genießen vor dem Spiel ist ein Gedicht! So macht Sport als Besucher so richtig Spaß. Nach dem Spiel konnten wir es uns einfach nicht nehmen lassen und führten ein kurzes Interview mit Julius Wolf.

Interview zum ersten Heimspiel mit Julius Wolf

Basketball
Science City Jena – erfolgreich zum Sieg gezittert | Foto: Christoph Worsch Photography

Vi Tva Sports: Hallo Julius, erst mal vielen Dank für die Einladung und für dieses spannende Spiel! Du oder ihr habt uns und die restlichen Besucher ganz schön erzittern lassen während des Spiels. Hättest du eine solche Wende im Spiel erwartet?
Julius Wolf: Für euch doch immer wieder gern, klar doch. Was heißt erwartet? Ich denke mal, im Basketball ist alles möglich. Das haben wir gerade am Samstag wieder gesehen. Wir haben definitiv an uns geglaubt. Gerade wenn wir so unseren Stiefel spielen 40 Minuten, dann werden Teams irgendwann müde und wir sind halt noch fit. Das hat man ja besonders im 4. Viertel gesehen, dass unsere Gegner kaputt waren und bei uns noch jede Menge ging.

Woran hat es gelegen, dass Ehingen Urspring in der ersten Hälfte einen solchen Vorsprung erlangen konnte und was genau hat bei euch später den Knoten zum Platzen gebracht?
Ich denke mal, wir haben sehr nervös gestartet, wie in Rostock auch schon. Insgesamt zehn Ballverluste im ersten Viertel, das ist viel zu viel. Besonders gegen ein junges und talentiertes Team, wie es Ehingen ist. Wir haben es an unserem Selbstvertrauen gemerkt und extrem schlecht verteidigt. Rein gar nicht so, wie wir verteidigen wollten. Wir haben unsere offenen Würfe und Freiwürfe nicht nutzen können. Genau dadurch kam dann der 19 Punkte Vorsprung für Ehingen zur Halbzeit zustande. Letztendlich waren es in der zweiten Halbzeit unsere Ausdauer und der starke Wille, die uns dann glücklicherweise zum Sieg führten.

Wenn wir dann gleich mal zu den Fans übergehen, dann bleibt nur zu erwähnen, dass es wahnsinnig mitreißend ist, gemeinsam mit denen mitzufiebern. Wie ist deine Erfahrung bei allen Spielen mit oder bei anderen Teams? Ist es dort ähnlich oder ist es schon besonders in Jena mit diesem energiegeladenen Publikum? Außerdem ist es faszinierend, welche Magie du auf die Besucher hast, wenn du mit ihnen nonverbal kommunizierst. Wie wirkt das auf dich persönlich?
Ja es ist natürlich geil, ein solches Publikum zu haben, das hinter einem steht und mit dem man dann eine solche Aufholjagd feiern kann. Besonders ist, wenn sie einen trotz großem Vorsprung der Gegner anfeuern und auch sehen, da geht noch was. Das gibt jedes Mal einen extra Motivationsschub und ist extrem schön! Das ist meiner Erfahrung nach nicht bei jedem Team so und gerade hier in Jena besonderes ausgeprägt. Uns ist es sehr wichtig, dass wir unsere Fans so nah im Nacken haben und genau dadurch werden wir noch so einige Spiele gewinnen können.

Du spielst ja momentan mit einem sehr jungen Team, einige aus eurer Jugend, einige hinzugekommen. Ihr müsst ja irgendwie noch zueinander finden. Was denkst du, wie lange wird es noch dauern und welche Prognose hast du so für diese Saison? Wie gut werdet ihr aus deiner Sicht am Ende der Saison harmonieren?
Ich finde, dass wir für die kurze Zeit, die wir erst zusammen sind, schon sehr gut miteinander klarkommen und zusammen spielen. Dass es noch nicht perfekt ist, hat man ja eindeutig gemerkt. Das braucht auch noch mindestens seine zwei Monate, bis man auf dem Feld 100% eingespielt ist. Menschlich ist es aber schon super, besonders weil der Kern so ca. alles in einem Alter ist. Die Jungen Spieler fügen sich super ein und von daher sind wir da schon super weit. Es wird hier sicher immer mehr gehen, bis wir aber unseren besten Basketball spielen, werden aber noch einige Monate vergehen.

Auf welche Begegnungen freust du dich am meisten und welche werden die „größten“ sein in dieser Saison?
Freuen tue ich mich besonders auf das Bruder-Duell gegen die Tübingen Tigers. Das hatten wir vor drei Jahren schon und es war auch damals eine gute Saison. Die größte Herausforderung wird auf jeden Fall Chemnitz sein! Die gelten als Favorit der Saison und außerdem ist es ein Derby. Wir hatten bereits damals in beiden Spielen volle Hallen und es war extrem geil! Da freue ich mich schon sehr drauf.

Und zu guter Letzt: Dein Statement zum Spiel und wie stark war dein Team? Wie gut warst du und was war definitiv verbesserungswürdig? Welche Punkte hast du aus dem Spiel mitgenommen, die nun unbedingt Handlungsbedarf haben?
Allgemeines Fazit ist, wenn wir unseren Stiefel spielen und das auch mal mehr als 40 Minuten, kann man halt auch mal einen Rückstand aufholen. Besonders in der Anfangsphase müssen wir aber ruhiger bleiben und dürfen nicht so viele Bälle wegschmeißen. Ideal wäre, die Gegner gar nicht erst ins Spiel kommen lassen, damit wir nicht immer so kräfteraubend spielen müssen zum Ende hin. Wir haben bereits in beiden Spielen gesehen, dass die Liga sehr stark ist und dass da jedes Team sehr guten Basketball spielen kann. Das freut mich und darauf habe ich einfach Bock in dieser Saison!

Dann sagen wir mal Danke Julius für die Worte und deine Zeit und natürlich auch für die nette Einladung nach Jena. Wir sehen uns bald wieder, das ist klar!

Alle Fotos in diesem Bericht stammen von Christoph Worsch Photography